Mittwoch, 18. Juni 2014

Eine außergewöhnliche Begegnung

1. Mai 2014: Aufbruch von Boracay Richtung Coron Island. Die Montenegro Lines eine RORO-Fähre (Roll on – Roll off) bringt uns in 4,5 Stunden von Caticlan Richtung Roxas (Mindoro). Unsere Sitzplatzwahl am oberen Deck auf der Westseite des Schiffes ist leider nicht so glücklich ausgefallen, denn direkte Sonneneinstrahlung in Kombination mit Windstille haben uns ganz schön schwitzen lassen. Bis Daniel mit seinen exzellenten MacGyver-Kenntnissen aus seiner Rucksackhülle das wöltbeste Sonnensegel kreiert hat.


Mit öffentlichem Van trudelten wir nach weiteren 2,5 Std. in San Jose ein. Ein einheimischer Fahrgast erzählt uns, dass er ebenfalls auf dem Weg nach Coron wäre und dass das Pump Boat (Banka genannt) am nächsten Tag um 09:00 am Seaport ablegen würde. Perfekt! Schnell ein günstiges Hotel checken um eine Mütze voll Schlaf zu bekommen und am nächsten Tag stehen wir bereits zeitig am Hafen. Nur war da kein Banka - ein Tag Verspätung - wir sollen doch am nächsten Tag um 06:30 wieder kommen. Am nächsten Tag das selbe Spiel - Boot gecancelled - am Dienstag würde das Boot nach Coron aufbrechen. Das bedeutet für uns,  4 Tage Zeit um San Jose zu erkunden. 

Beim Schlendern durch das, von ca. 130.000 Menschen bewohnte Städtchen, wird schnell klar, dass die Stadt einen Charakter vorzuweisen hat, welchen wir bei philippinischen Kleinstädten noch nicht kennengelernt haben. Bananen, die vor einem Studio für Nageldesign aufgelegt sind, lachen mich aus der Ferne an und ich steuere darauf zu. Aufregung pur für die Mädls am Obststand und im Nagelstudio. Ich scheine offensichtlich so etwas wie eine seltene Attraktion für sie zu sein. Dann mache ich mich auf den Weg in ein Internetcafe. Bereits beim Betreten der Internetlocation streckt mir ein "Bettelkind" die Hand entgegen und gleichzeitig erklärt mir der Mann, der daneben sitzt und gerade etwas kopiert, dass ich dem Kind Geld zu geben habe. Ich weiß im ersten Momente nicht wie ich mit der Situation umgehen soll und setzte mich einfach hinter den mir zugewiesenen Bildschirm. Kaum hingesetzt, spricht mich die links von mir sitzende Frau an und gibt mir den Rat vorsichtig zu sein. Ihr Mann wäre auch immigriert und sie wüsste wie es hier als Ausländer ist.

Es ist schwierig für uns die Menschen hier einzuschätzen, was wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit beruht. Der sehr spärliche Tourismus in dieser Gegend beschränkt sich doch eher auf asiatische Urlauber. Europäer suchte man hier vergeblich. Manchmal scheint es so, als ob die San Joseianer mit uns absolut nichts zu tun haben wollen - diese Stadt ist der erste Ort auf den Philippinen an dem wir uns so richtig unwohl und auch ein wenig unsicher fühlen.

Auf dem Marktplatz in einer Eatery werden wir allerdings von einer ganz entzückenden Familie verköstigt und kommen sogar ein wenig ins Gespräch. Die erste Frage der Seniorchefin ist, wie so oft, ob wir Mann und Frau sind und wie viele Kinder wir haben. Da ihr das totale Unverständnis ins Gesicht geschrieben steht, nachdem sie die Information erhalten hatte, dass wir bereits über 30 Jahre alt sind und keine Kinder haben, entschlossen wir uns in Zukunft ein wenig zu flunkern und werden uns ab jetzt als Ehepaar ausgegeben. Um die Sache noch ein wenig spannender zu machen, standen auch 2 Kinder im Raum. Kevin 8 und Jaqueline 10. Beide haben ADHS und sind einfach zu fett, weswegen sie sich zur Zeit in einem Abnehm - Boot - Camp auf einer tiroler Alm befinden. Aber das erschien uns dann doch ein wenig zu überzogen zu sein und so ließen wir Kevin und Jaqui wieder sterben (zumindest vorerst).

Die Menschen sind möglicherweise einfach nur schüchtern, aber natürlich muss man immer Augen und Ohren offen halten, um nicht abgezockt zu werden.

Dienstag 05:00 Früh - wir versuchen abermals unser Glück und tatsächlich - da steht es - das startklare wenn auch etwas überladene Banka. Yippiiiiii, Coron wir kommen!!!


Die Crew - noch ein wenig angeschlagen vom vorabendlichen Feiern

Als das Boot dann vollständig beladen war, befanden sich die Ausleger, die normalerweise über dem Wasser sein sollten, etwa einen halben Meter unter selbigem.